Was ist der Klang des Klaviers? Dieses eigentümliche Instrument auf dem die Töne auf vorgespannten Saiten schon eingespeichert sind, um dann nach dem Anschlag zu entschweben?
Für den aus Genf stammenden Pianisten, Komponisten, Improvisator und Musiktheoretiker Jacques Demierre bedeuten Infragestellungen von scheinbaren Selbstverständlichkeiten eine unmittelbare Inspiration für seine musikalische Praxis.
So schreibt er zu seinem Soloprojekt The Well-Measured Piano, dessen vielsagender Titel sich nicht von ungefähr an das berühmte Wohltemperierte Klavier von J.S. Bach anlehnt:
Das Klavierspielen versetzt mich in eine privilegierte Position: Einerseits gibt der Klang durch die Ausbreitung durch und gegen die resonanten und nachhallenden Strukturen des Instruments die Möglichkeit, mir und der Öffentlichkeit einen präzisen Raum vorzustellen;
Wenn ich jedoch jeden einzelnen Klang des Klaviers hören kann, liegt das genau daran, dass alle Klänge im Raum des Instruments enthalten sind, auf dem ich spiele.
Die für The Well-Measured Piano produzierte Musik ergibt sich aus einer Messarbeit – der des Klaviers als Territorium und seiner unterschiedlichen akustischen Regionen. Bei dieser Messung durch Abhören erscheinen Linien, Oberflächen und Volumen nach und nach. Aus seiner Architektur, die durch Resonanz und Nachhall neu gemischt wird, entstehen die Rhythmen, die Materie und die Formen.
aus: ABECEDAIRE / ABC BOOK JACQUES DEMIERRE, Lenka lente
2018 erhielt Jacques Demierre den prix suisse de musique
In Zoglau ist er schon zweimal aufgetreten: Einmal 2015, im Trio mit Urs Leimgruber und Barre Philipps und dann 2018 im Sextett 6xi ebenfalls mit Urs Leimgruber, sowie Thomas Lehn, Hannah Marshall, Dorothea Schürch und Roger Turner.