Der in Berlin lebende Pianist Peter Froundjian steht wie kaum ein anderer für eine Neubewertung der Geschichte der Klaviermusik, samt ihrem bis auf wenige Meisterwerke eingeschrumpften Repertoire im heute noch gängigen Konzertbetrieb. Daß sich erst in jüngster Zeit daran etwas ändert, daran tragen nicht zuletzt seine unermüdliche Aufklärungsarbeit, seine Konzerte, besonders aber das Festival Raritäten der Klaviermusik in Husum bei, welches Peter Froundjian seit 1987 als künstlerischer Leiter organisiert.
Schon in seiner Studienzeit bei Gerhard Puchelt in Berlin begann er sich mit den Werken aus dem sogenannten Goldenen Zeitalter der Klaviermusik (1850-1930)zu beschäftigen, einer Zeit, deren Rezeption im fortgeschrittenen 20 Jahrhundert unter einem offensichtlichen Missverhältnis zwischen ihrer tatsächlichen Qualität und Vielfalt und ihrer de facto Ignorierung in der Aufführungspraxis steht.
Daß dies bislang so war, hat ästhetische, aber auch aufmerksamkeits-ökonomische Gründe in einem vom Marketing geprägten Musikbetrieb. So ist es wahrscheinlich kein Zufall, daß die Raritäten der Klaviermusik Ende der 80-er Jahre entstanden sind, einer Zeit also, in der die beherrschenden Tendenzen der seriellen Musik von der Postmoderne abgelöst worden sind und sich ein weiterer Blick, sowohl auf die Traditionen , als auch auf das neu Mögliche ergeben hat.
Ein Großteil der im aktuellen Programm gespielten Stücke ist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden. Sie dokumentieren den langen Nachhall der spätromantischen Tradition einerseits und den nahezu zum Universalprinzip erhobenen Impressionismus andererseits. Die einzige Ausnahme ist die 1780 entstandene Sonate von Johann Wilhelm Hässler. Zwei harmonisch äußerst reizvolle Bearbeitungen von Gluck und Stamitz des in Polen geborenen Komponisten und Pianisten Ignaz Friedman, leiten über zu einigen Nocturnes von Francis Poulenc, dem wahrscheinlich bekanntesten Komponisten dieses Recitals. Zwei Stücke des erst in jüngster Zeit wieder entdeckten österreichischen Komponisten Joseph Marx schließen den ersten Teil ab. Weiter geht es mit es Stücken des dänischen Komponisten und Mystikers Rued Langgaard. Am Ende seines Lebens war er Domorganist im dänischen Ribe und hinterließ ein umfangreiches Werk. Abgeschlossen wird das Programm mit Werken des russisch-norwegischen Pianisten und Komponisten Issaj Dobrowen.
In Zoglau war Peter Froundjian bereits im Juni 2011 mit dem Gesprächskonzert Chopin plus zu hören.