Kampflieder Quartett

zurück …

Foto: Herbert Weissrock

Eine nur auf den ersten Blick unvereinbare Kombination: Kampflieder und Jazz.  Doch auch Jazz kann eine widerständige Kunstform sein, und das Verjazzen altehrwürdiger Arbeiterlieder bedeutet hier kein Einkleiden in ein gefälliges Mainstreamgewand, sondern die Freilegung des Schönen im Protest und die Entkrustung allzu eingefahrener Rezeptionsweisen von politischen Liedern.

Das Kampfliederquartett des  Berliner Saxophonisten und Komponisten Uli Kempendorff hat sich Versionen von alten Arbeiterliedern und Kampfliedern gegen den Faschismus auf einer rein instrumentalen Ebene erarbeitet. Die Klarinetten und Saxophone Saxophone von Uli Kempendorff und Benjamin Weidekamp stiften den nötigen melodischen Freiraum, aus welchem sich überraschende, groovende und den harmonischen Reichtum der Vorlagen freilegende, neue Versionen dieser Musik ereignen. Dabei waren es Komponisten wie Hanns Eisler, Kurt Weill und Paul Dessau welche einen guten Teil dieser Lieder komponierten; nur haftet diesen, zum Teil zu Recht, ein etwas muffiger Ruf an, was auch mit der Traditionspflege im real existierenden Sozialismus der DDR zu tun hatte.

Umso wichtiger ist deren Wiederaneignung in einer unverstellten, nicht zum Klischee erstarrten Musiksprache: sie zeigt auch an, daß mit dem vermeintliche l´art pour l´art des zeitgenössischen Jazz nicht unbedingt das letzte Wort gesprochen ist und daß Jazz vielmehr in unserer schwierigen und komplizierten Zeit auch politisch etwas zu sagen hat.

Benjamin Weidekamp spielte bereits im Quartett Fo(u)r Alto in Zoglau und Max Andrzejewski trat letztes Jahr mit seinem Projekt Hütte hier auf.

https://whyplayjazz.de/kampfliederquartett