Foto: Karl Lehner
Ois ned glong – im Bairischen wird die höchste Stufe der Wahrheit durch eine Verneinung ausgedrückt. Dieses Understatement drückt ein Moment von Zwiespältigkeit aus, wie es im Hochdeutschen, wo die Formen von Wahrheit und Lüge, An- und Abwesenheit, von Gegenwart und Vergangenheit strenger geschieden sind, nicht so leicht möglich ist.
Die eigentümliche Anwesenheit des Vergangenen ist der Angelpunkt, um den sich die verdichteten kurzen Prosatexte von Erwin Rehling bewegen. In seinem unnachahmlichen Vortrag, durchmischt mit Zwischenspielen auf diversen Schlaginstrumenten, wird Zeit aktiviert und das Gefühl einer unwiederbringlichen vergangenen Gegenwart ausgelöst.
Diese Zwischenspiele sind mehr als nur musikalische Ausschmückungen eines Textes: sie wirken in ihrem offenen Sound und ihrem Groove selbst geschichtlich, so wie umgekehrt die knappen Texte mit ihrem bairischen Klangbild die Musikalität der Sprache betonen.
Erwin Rehling ist beides: Musiker und Geschichtenerzähler. Mit seinem neuen Projekt Ois ned glong erzählt er aus seiner Jugendzeit auf dem Land in Soyen bei Wasserburg. In diesen Geschichten wird auf eine intensive Weise Zeit spürbar, eine gewesene Jugend und jugendliche Aufbruchsstimmung der 60-er und frühen 70-er Jahre, in der die Moderne bereits Einzug gehalten hat.
bisherige Auftritte in Zoglau:
Erwin Rehling
2020 Juli
Neues von Früher – Dorfgeschichten und widerspenstige Musik