Die Motive des Richard W.

… zurück

Erwin Ditzner, Matthias Debus, Lömsch Lehmann – Foto © Schindelbeck

Größer  könnte auf einen ersten Blick der Kontrast nicht sein, wenn sich ein Jazztrio der Musik von Richard Wagner annimmt. Schon die Opulenz des Klangs eines großen Orchesters samt Chor und Sängersolisten auf der einen Seite und  der durchsichtige, fragile Sound  einer Jazzcombo mit Klarinette, Kontrabass und Schlagzeug auf der anderen, lassen erst einmal vermuten, daß es sich in diesem Fall um eine ironische Annährung handeln kann.

Aber schon beim Hören der ersten Takte der  Musik dieses Trios , findet man sich eines Besseren belehrt.  Das Wagnersche Pathos wirkt nicht gebrochen, sondern ist in diesem neuen Sound im besten Sinne gut aufgehoben.  Einmal wird deutlich, daß die Wagnersche Musik eben auch Theatermusik ist , welcher das Doppelbödige und  Spielerische, wie es auch der Jazzmusik zu eigen ist, sehr zu Gute kommt. Zum anderen wird man aber auch gewahr, daß der Jazzmusik selbst  einiges an Pathos bietet, welches durch ihre radikale Subjektivität und kompromisslose  Aneignung und Amalgamierung von fremden Material  auch unabhängig von der Größe eines Orchesterapparats ermöglicht wird.

Der Klarinettist und Saxophonist Lömsch Lehmann beschäftigte sich schon seit 2013, dem 200.  Geburtstag Richard Wagners, mit der Idee, seine Erfahrungen, die er als Jugendlicher  mit dieser Musik gemacht hat,  in ein Musikprojekt einfließen zu lassen. Anfangs im Duo mit dem Kontrabassisten Matthias Debus, später im Trio mit dem Schlagzeuger und Perkussionisten  Erwin Ditzner, dessen erzählerischer Stil diese Musik perfekt abrundet.

Der Musikkritiker Stefan Hentz schreibt in den Liner Notes zur 2020 erschienenen CD und LP:
Gewissermaßen entwerfen die drei Musiker in „Die Motive des Richard W.“ ein großes Crescendo, das sich vom Prolog der Soloklarinette bis zur Katharsis in einem Finale steigert, das in seiner kinetischen Wucht die Höllenglocken des Hard Rock in den Schatten stellt, bevor das Trio in der leisen Verzweiflung der Liebes-Entsagung wieder zurück auf den Boden kommt. Nur mit der Kraft ihrer Instrumente, deren Klangspektrum sie bis in die entlegenen, geräuschhaften Schichten ausweiten und gelegentlichem Einsatz ihrer Stimmen als harmonisch grundierendem Hintergrund entfalten Lehmann, Debus und Ditzner ein musikalisches Diorama voller harscher Kontraste, ständig in Bewegung, in Wandlung begriffen, geprägt von mitreißender Klarheit und Zwangsläufigkeit und frei von allem Bombast. Eine große Musik in zarter Gestalt.“

Video

 bisherige Auftritte in Zoglau:

Lömsch Lehmann
2013             April                                    Underkarl
2016            September                    KNOM.T – T.MONK
2019            März                                   Ditzner Lömsch Duo

Erwin Ditzner
2019            März                                   Ditzner Lömsch Duo

Matthias Debus wird zum ersten Mal in Zoglau3 auftreten.